(Tonaufnahme; B. Sollberger)
Durch die Mitglieder des Hegerings Leberberg liebevoll geschmückt mit
Tannenbäumchen, Präparaten von Hirsch, Dachs, Fuchs, Frischling etc. und in der
Mitte vor dem Altar mit dem „Hirsch des Heiligen Hubertus“, so präsentierte sich die
Katholische Kirche Bellach nach altem Brauch zur Hubertusmesse. Wie schon im
letzten Jahr spielten die Diana Jagdhornisten aus Burgdorf auf der Empore Melodien
aus der Grande Messe de St. Hubert von Herrmann Baumann, begleitet von der
Organistin Annette Leimer. So mächtig und prächtig erklangen die wundervollen
Stücke, dass man noch lange hätte zuhören mögen. Vielen mochte es wohl bei der
grandiosen Akustik kalt über den Rücken gerieselt sein.
Pfarrer Roger Brunner freute sich sichtlich! Und das nicht nur über die vielen
Besucherinnen und Besucher, sondern auch über die Legende des Heiligen Hubertus,
die er mit bildreichen packenden Worten erzählte und die so sehr geeignet ist, eine
Brücke in die heutige Zeit zu schlagen. Wer kennt sie nicht? Hubertus soll sich nach
einem Schicksalsschlag exzessivem Lebensstil hingegeben und auch die Jagd
unrühmlich ausgeübt haben, er sei ein „Pragineur“ gewesen, ein Wilderer. Bis er an
einem Karfreitag auf der Jagd von einem prächtigen Hirsch mit einem Kruzifix zwischen
dem Geweih bekehrt worden sei. Er wurde daraufhin gläubig, schlug eine religiöse
Laufbahn ein und wurde später heiliggesprochen. St. Hubertus wurde in der Folge und
wird heute noch als Schutzpatron der Jagd geehrt und jeweils am 3. November wird
seiner gedenkt. Pfarrer Brunner sieht die tiefere Bedeutung der Legende darin, dass der
ziel- und planlose Mensch, der Raubbau an der Natur betreibt, sich zu einem
verantwortungsvollen Menschen wandelt und Verantwortung für andere und das Ganze
übernimmt. Und er führt weiter aus: Auch die Jäger sind nicht einfach nur im Wald, um
Nahrung zu beschaffen, um Tiere zu erlegen. Sie sind beauftragt zu hegen und zu
pflegen. So sind die Jagdgesellschaften denn auch in so genannten Hegeringen
zusammengeschlossen. Die Jäger schauen, ob es dem Wild gut geht, ob es gesund ist,
es keine Seuchen gibt, schauen nach verletzten Tieren und achten auch darauf, dass
es keine Überpopulationen gibt. Ihre Grundhaltung ist die Waidgerechtigkeit, der
Ehrenkodex, der die Jäger zur Ehrfurcht und zum Masshalten verpflichtet. Pfarrer
Brunner wünscht sich, dass es im Leben aller so einen Ehrenkodex gibt. So dass der
Mensch nicht nur egoistisch Macht, Gut und Geld hinterherjagt, sondern bereit ist,
Verantwortung für das Gesamtwohl zu übernehmen. Nur wenn alle ihre Emotionen
hegen und pflegen kann die Gemeinschaft in Frieden miteinander leben. Er wünscht
deshalb abschliessend allen, dass sie durch die Feier in diesen positiven Werten
gestärkt werden.
Nach diesen nachdenklich stimmenden Worten von Pfarrer Brunner und nach den
ergreifenden Abschlussklängen durch die Jagdhornisten waren die Anwesenden zu
einem Apéro eingeladen. Sie genossen in anregenden Gesprächen und unter Klängen
des Jagdhornbläsercorps Wandfluh Bettlach Züpfen und Glühwein sowie andere
Getränke im Pfarreisaal. Und hie und da war zu vernehmen, dass die gehörten Worte
nachklangen und über das Hegen und Pflegen im Alltag diskutiert wurde. So war es
allenthalben eine gefreute Hubertusmesse, eine gelungene Feier in der Katholischen
Kirche Bellach!
(Bericht, Fotos; B. Sollberger, T. Pürro)