Hubertusmesse 2025 in der Katholischen Kirche Bellach

„Ohne die Hubertusmesse würde mir etwas fehlen in diesen ersten Novembertagen. Ich freue mich jedes Jahr auf die speziell feierlich geschmückte Kirche, die wunderbaren Klänge der Jagdhörner (die sind doch so schwierig zu spielen, oder?), die immer wieder etwas anders erzählte Legende durch unseren Pfarrer und natürlich die Jägerinnen und Jäger!“ Eine sonntäglich gekleidete jüngere Frau antwortet dies spontan auf die Frage, was ihr die Hubertusmesse bedeutet. Sie stehe der Jagd offen gegenüber, es brauche diese und es sei irgendwie auch wichtig, dass Jäger Traditionen aufrecht erhalten würden. Alles sei so schnelllebig, das tue einfach gut, meint sie abschliessend. Ein älterer Mann lacht und deutet auf ein Stück Züpfe und das Glas Weisswein in seiner Hand: „Die Predigt war gut, die Musik toll, Wein und Züpfe schmecken wie immer. Warum sollten wir den Brauch nicht weiter pflegen?“

 

Ja, warum sollte der Hegering Leberberg aufhören damit? Warum sollten die organisierenden Bläser des Korps Wandfluh Bettlach nicht jedes Jahr wieder diesen grossen Aufwand auf sich nehmen? Vielleicht, weil es immer schwieriger ist, Helferinnen und Helfer zu finden? Auch darauf haben die beiden Befragten eine Antwort: „Es hat doch immer geklappt und es wird weiterhin möglich sein. Denn nicht nur wir geniessen diesen Vormittag, das tun doch die Bläser und Jäger noch viel mehr, schaut sie euch nur an, wie stolz sie sind, wie glücklich sie aussehen!“ so die junge Frau.

Pfarrer Roger Brunner kennt den Heiligen Hubertus sehr gut und kann dieses Jahr (weil die Hubertusfeier ausnahmsweise eine Woche später stattfindet) erst noch gleich zwei „wunderbar zusammenpassende Feste feiern“: Denn am 9. November ist im katholischen Kalender auch das Weihefest der Lateranbasilika in Rom, die als Haupt und Mutter aller Kirchen gilt und offizieller Amtssitz des Bischofs von Rom und des Papstes ist.

 

Pfarrer Brunner bettet die Hubertusfeier wie jedes Jahr herzlich in seine Predigt ein, so dass alle Besuchenden auf ihre Rechnung kommen. Für ihn ist „die Hubertusmesse jedes Jahr eines der vielen Highlights im seelsorgerlichen Alltag. Ich freue mich immer, wenn sich Gruppierungen einbringen, um das kirchliche Leben und die Gottesdienste mit ihren Themen oder Anliegen mitzugestalten. In der Hubertusmesse verbinden sich Natur, Glaube und Gemeinschaft auf eine besondere Weise. Es ist eine sehr alte Tradition, die – wenn sie lebendig bleibt – auch heute sinnvoll und wertvoll ist, gerade auch im Hinblick auf ökologische Interessen.

Im kirchlichen Kalender wird der heilige Hubertus alljährlich am 3. November als Schutzpatron der Jäger gefeiert. Er und seine Geschichte haben also einen festen Platz im Kirchenjahr. Gerade im ländlichen Raum haben die Hubertusmessen in kirchlichen Kreisen immer noch einen besonderen Stellenwert. In städtischen Gebieten wohl eher weniger.“

Und gefragt nach der Bedeutung in der Öffentlichkeit sagt Pfarrer Brunner: „Die Jagd – und vielleicht auch die Hubertusmessen – werden in der Öffentlichkeit bisweilen kontrovers diskutiert. Was viele nicht wissen: Jägerinnen und Jäger engagieren sich stark in der Landschafts- und Wildtierpflege. Sie tun dies nicht nur aus Eigennutz, sondern im Dienst der Allgemeinheit. Man denke etwa an Wildunfälle im Strassenverkehr: Wer macht sich auf die Suche nach dem verletzten Tier? Oder wer

durchsucht Felder vor dem Mähen, damit keine Rehkitze verletzt werden? Es sind die Jägersleute.

Die Hubertusmesse, der Gottesdienst zu Ehren des Patrons der Jäger, erinnert die Jägerschaft an ihren Grundauftrag – das Hegen und Pflegen der Natur – und daran, in jedem Geschöpf und in der ganzen Schöpfung den Schöpfer zu ehren.“

Pfarrer Brunner ist zudem überzeugt, dass viele Besuchende zur Feier kommen, „weil sie die mitwirkenden Jägerinnen und Jäger oder die Musikantinnen und Musikanten kennen – das ist doch schön. Andere schätzen die festliche Jagdhorn- und Orgelmusik, oder die kunstvolle Dekoration in der Kirche. Auch das Apéro ist ein guter Grund zu kommen. Und manche kommen einfach, weil es der Sonntagsgottesdienst ist, den sie gerne mitfeiern. Es gibt also viele verschiedene Beweggründe – ich finde das wunderbar und freue mich über jede und jeden, der dabei ist.“

 

Organisator Toni Pürro, Präsident des Bläserkorps Wandfluh Bettlach:

„Am Hubertustag mit der Hubertusmesse besinnen wir Jäger uns ganz tief auf die Schöpfung und die Achtung vor dem Wild und er ruft uns dazu auf innezuhalten – nicht nur, um zu feiern, sondern um uns in Erinnerung zu rufen, wofür wir stehen: Wahre Jagd bedeutet immer Respekt vor dem Leben, der Natur und vor uns selbst. Bei vielen der nichtjagenden Bevölkerung ist die Hubertusmesse sehr beliebt. Sie schätzen die Feierlichkeit mit der geschmückten Kirche und die Töne aus den Jagdhörnern. Auch die Gelegenheit zu Gesprächen mit den Jägern wird rege genutzt.

Für uns Jagdhornbläser ist die Hubertusmesse ein spezieller Anlass. Bei der Gelegenheit bekunden wir auch die Tradition und das Brauchtum gegenüber der

nichtjagenden Bevölkerung. Jeder Anlass mit den Jagdhörnern ist ein Zeichen des Brauchtums, das wir Jagdhornisten nicht nur pflegen, sondern auch leben.“

 

Die Diana Jagdhornisten Burgdorf, die seit ein paar Jahren fester Bestandteil der Hubertusmesse in Bellach sind, spielten dieses Jahr nicht aus der Grande Messe de St. Hubert von Herrmann Baumann, sondern erstmals die Stritzlöder Jägermesse von Hermann Maderthaner, zu welcher Mitglied Dénes Szilagyi eigens die Orgelstimme komponierte. Die Bläser wurden von der Organistin Annette Leimer begleitet. Es war ein musikalischer Hochgenuss! Für Obfrau Nadine Buri-Frank bedeutet die Hubertusmesse:

„In unserer Gruppe mit dem Jagdhorn eine Hubertusmesse einstudieren bedeutet mir sehr viel, ist stimmig und zum Teil auch herausfordernd, grad wenn es neues Notenmaterial ist. Das Bläserjahr wäre leer ohne eine solche musikalische Darbietung in einer Kirche und mit Orgelklang begleitet.

Hubertusmessen kommen während der Jagdsaison zur Aufführung. Ich bin als Jägerin unterwegs und kann so musikalisch vertont meine Dankbarkeit für all die schönen Momente mit meinen Hunden draussen in der Natur zum Ausdruck bringen. Es ist wie eine Art Verarbeitung der Jagdsaison.

Wir stellen fest, dass in Bellach, im hauptsächlich katholischen Revierkanton Solothurn eine grosse Anzahl Besucher und erfreulicherweise auch eine grosse Anzahl Jäger und Jägerinnen die Hubertusmesse besuchen. Vor einer vollen Kirche zu spielen ist ein Highlight. Im Kanton Bern sind die Kirchen nicht einmal halbvoll, und es kommen auch nicht viele Jäger zuhören. Die Wertschätzung gegenüber der jagdlichen Tradition wie dem Jagdhornspielen fehlt hier leider.“

 

Auf die Frage, was speziell an der neuen Messe ist:

„Dazu ist zu sagen, dass es verschiedene Kompositionen von solchen Messen für Parforce Jagdhörner gibt. Eine Messe gelangt in unserem Corps in der Regel während zwei Jahren zur Aufführung. Heuer ging es also darum, eine neue Messe zu suchen. Ich habe dazu etwas recherchiert und bin per Zufall auf diese Stritzlöder Jägermesse von Hermann Maderthaner sen. gestossen. Er ist ein Zeitgenosse und aktives Mitglied des österreichischen Jagdhornvereins Windhag. Dort konnte ich dann auch die Noten bestellen. Im Vergleich zu den früheren Messen, die eher aus der französischen Jagdhornmusik stammen, ist die Stritzlöder Messe in Österreich entstanden.

Übrigens: Stritzlöd ist der Name eines Bauernhofs in Windhag, Niederösterreich, der eng mit dem Musiker und Komponisten Hermann Maderthaner sen. verbunden ist. Er ist bekannt für die musikalische Karriere seiner Familie und ein Zentrum für traditionelle österreichische Kultur und Musik. Es ist uns eine Ehre, diese Messe zu spielen! Ausserdem sind wir sehr stolz darauf, dass unser Bassist Dénes Szilagyi eigens für diese Messe eine Orgelstimme komponiert hat. Also wer es dieses Jahr verpasst hat, nächstes Jahr kommt die Messe wiederum in Bellach und neu auch in Utzenstorf zur Aufführung.“

 

Nochmals zur Frage am Beginn: Machen solche Traditionen noch Sinn? Und ob!

Das Schöne an Traditionen ist, dass sie weiterleben, solange wir sie weiterpflegen.

Das Schöne an Legenden wie derjenigen des St. Hubertus ist, dass wir nie genau wissen, was daran wahr ist. So können alle das daraus für sich behalten, was ihnen gefällt.

Das Schöne an der Musik aus Jagdhörnern ist, dass sie tief berührt und es immer wieder junge Leute gibt, die bei den Bläsercorps mitmachen.

Das Schöne an der Hubertusmesse in der Kirche Bellach ist, dass sie jedes Jahr erneut stattfindet!

(Bericht, Fotos; B. Sollberger)